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 KIRCHE MAINZLAR
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BAUPHASE 5
 

Das 19. Jahrhundert

Ein ähnliches Bild bieten die Quellen durch das gesamte 19. Jahrhundert. Lediglich kleinere Reparaturen, Ausbesserungen am Kirchendach, Ausbesserungen der Kirchhofseinfriedung etc. sind in den Rechnungen benannt. Erst 1875 wird eine Reparatur der Kirchenmauer erwähnt, die ein "Sprießen der Mauer an der Kirche", also ein Abstützen, nötig macht. Aufgrund der aufgewendeten Geldmittel scheint es sich um eine etwas größere Reparatur gehandelt zu haben, wobei unklar ist, welcher Teil der Kirche gemeint ist. Eventuell ist hierbei der Westgiebel erneuert worden, der einzige Bereich, wo ein jüngerer, grauer Putz Partien der Wandfläche überdeckt und Ausbesserungen am Mauerwerk zu erkennen sind.

Die Errichtung des südlich der Kirche liegenden Gebäudes im Jahre 1880 setzt die Umgestaltung des Kirchenvorplatzes, also das Tieferlegen des Niveaus, voraus. Eventuell ist dies bereits im Zusammenhang mit der Baumassnahme von 1875 geschehen. An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass den Schriftquelle nicht zu entnehmen ist, wann der Chor der Kirche abgebrochen wurde. Spätestens mit der Umgestaltung des Vorplatzes jedoch ist sein Mauerwerk im östlichen Bereich endgültig verschwunden. Im Jahre 1892-1893 wird eine große, umfassende Renovierung insbesondere im Inneren der Kirche in den Rechnungen erwähnt.

Aufgrund stilistischer Details und der Anlayse der angewandten Schreinertechnik ist zu vermuten, dass bei dieser Renovierungsmaßnahme die gesamte, auf den ersten Blick barocke Empore mit ihren Brüstungen und der zu ihr hinaufführenden Treppe neu eingebaut worden ist. Hierzu gehören auch die tragende Grundkonstruktion der Empore und ihre heute verkleideten, aus Gußeisensäulen bestehenden Stützen. Auch die Kanzel mit ihrem Kanzelfuß und den volutenartig geschwungenen Zierstützen gehören in diese Bauphase, ebenso wie die Verkleidung der den Mittelunterzug tragenden Säule mit ähnlichen Zierstützen wie am Kanzelfuß, während die Säule selbst und ihr Sattelholz wohl noch in die Ausbauphase von 1337 gehört. Die Rechnungen besagen, dass nicht nur Schreinerarbeiten getätigt und hierfür die höchste Summe gezahlt wurde, sondern dass die Kirche ebenfalls neu von einem Weißbinder gestrichen wurde. Spengler, Dachdecker und Schlosser waren zusätzlich tätig. Dem Schlosser wird für die Lieferung von verzierten Säulen anstatt der akkordierten, glatten Säulen ein zusätzlicher Betrag gezahlt.

An dieser Stelle sei noch einmal die Frage nach der Datierung der großen, sandsteingerahmten Fenster aufgeworfen, die, wie oben dargestellt, bezüglich ihrer stilistischen Ausprägung am ehesten im späten 19. Jahrhundert entstanden sein könnten. Der Entwurf der Emporen und der Kanzel zeigt demgegenüber ja deutlich, dass man 1892 eine mehr oder weniger barocke Kirchenausstattung bei der Planung zitiert hat und hierbei durchaus im Trend des Historismus lag. Passend dazu sind allerdings die vorhandenen Fenster, ein Wissen, was man einem historistisch entwertenden Architekten oder Handwerker der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts durchaus zugestehen muss. Für die folgende Zeit, auch für das 20. Jahrhundert, sind keine wesentlichen baulichen Eingriffe mehr in den Quellen erwähnt. Die letzte große Innenrenovierung der Kirche, bei der sie ihr heutiges Aussehen erhielt, wurde im Jahre 1976 durchgeführt.